Jeder liebt auf seine Weise

Erste Liebe vor der zauberhaften Kulisse Frankreichs

Als Lisa der Einladung ihrer Brieffreundin nach Frankreich folgt, ahnt sie nicht, wie sehr dieser Besuch ihr Leben bestimmen wird. Hingerissen von der Lebensart der Franzosen, der beeindruckenden Landschaft und vor allem von dem charmanten Daniel verliebt sie sich zum ersten Mal und träumt fortan von einem Leben an seiner Seite. 

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Zehnjähriges Jubiläum

Vor zehn Jahren, am 14. August 2014, habe ich meinen ersten Roman veröffentlicht. Selfpublishing steckte damals noch in den Kinderschuhen, doch nachdem von diversen Verlagen, an die ich das Manuskript geschickt hatte, entweder eine freundliche Absage oder überhaupt keine Antwort kam, wollte ich es selbst versuchen. Ich ließ das Manuskript lektorieren, von einer Grafikdesignstudentin ein Cover erstellen und arbeitete mich durch die Anleitungen von Kindle Direkt Publishing. Gefühlt habe ich dabei keinen Fehler ausgelassen und es hat eine Menge Geduld erfordert, bis am Ende alle Vorgaben passten und das Buch bei Amazon gelistet war.   

Lisas Geschichte ist für mich ein Herzensprojekt, eine Geschichte, wie viele sie kennen und vielleicht selbst erlebt haben, eine Liebe, die aus irgendeinem Grund nicht gelebt wird, die aber doch das Leben bestimmt. An diesem ersten Buch habe ich zwei Jahre geschrieben, inzwischen wurde es überarbeitet, das ursprünglich offene Ende hat nun ein Happyend, und auch das Cover wurde erneuert. 

Hier das erste Cover in Aquarell und der ursprüngliche Klappentext

„Träum nicht von einem, den du nicht haben kannst“ ist jener gutgemeinte Rat der Mutter, der Lisa immer wieder auf die Palme bringt, denn tief in ihrem Innern weiß sie, dass ihre Mutter Recht hat. Dennoch hofft sie weiter auf ein Happyend für ihre Liebe zu dem Franzosen Daniel, an den sie schon in frühester Jugend ihr Herz verliert. Jahre der Sehnsucht vergehen, bis sie begreift, dass ihre Mädchenträume weiter nichts als Illusionen sind. Sie heiratet den gutsituierten Manfred und beginnt mit ihm, ein gemeinsames Leben aufzubauen. Dann plötzlich taucht Daniel auf. 

Leserstimmen

  • eine wunderbare Gedankenreise in meine eigene Jugend und das junge Erwachsensein
  • die Sprache ist bildhaft und teils poetisch, aber nicht schnulzig
  • wundervoll sind auch die Schauplätze, die so schön beschrieben wurden, dass man sich am liebsten sofort auf den Weg nach Frankreich machen möchte.
  • feinsinnig und lebensklug

Leseprobe

1972

»Ist das jetzt modern?«, frotzelte Adele. Wie eine Trophäe hielt sie den Rosenkranz in die Höhe, den sie dreist hinter meinem Rücken aus meinem Etui gezerrt hatte. Neugierig gesellten sich ein paar Mädchen aus der Klasse dazu.
»Gib den her!« Ich schnappte nach der Kette, doch Adele wandte sich blitzschnell um, legte den Rosenkranz um ihre Hände und faltete sie in theatralischer Manier zum Gebet Richtung Zimmerdecke.
»Heilige Maria Mutter Gottes, lass es bitte endlich Mittag werden, damit ich mir eine Pommes Mayo holen kann! Ich sterbe vor Hunger.« Dann sackte sie auf dem Stuhl in sich zusammen wie eine elendig Sterbende. Inzwischen hatte sich die gesamte Klasse ringsherum versammelt, um die komische Darbietung nicht zu versäumen. Mucksmäuschenstill wohnten alle dem Schauspiel bei, während Adele sekundenlang leblos auf dem Stuhl verharrte, um dann gackernd in die Höhe zu schießen. Alle applaudierten, jubilierten und lachten mit.
Ich lachte nicht. Ich merkte, wie mir der Mund offenstand, während ich Adele anstarrte. Es traf mich zutiefst, dass sie mich zum Gespött machte. Es war nicht die erste Vorstellung dieser Art, die ich in den wenigen Tagen, die wir uns nun kannten, miterlebte, aber es war das erste Mal, dass sie mich zum Opfer auserkoren hatte und das machte mich unsagbar wütend. Ich hatte nämlich schon angefangen, sie als meine neue Freundin zu betrachten, denn bis gerade eben hatte ich sie eigentlich gemocht. Sie war immer lustig, alberte im Unterricht herum, schnitt Grimassen und imitierte die Lehrer, wenn die der Klasse den Rücken zuwandten. Jetzt aber hatte sie es sich mit mir verscherzt. Niemand durfte sich herausnehmen, den Rosenkranz, den meine Großmutter mir zur Kommunion geschenkt hatte, zu veralbern.   
»Du bist so respektlos«, fauchte ich ihr entgegen und riss ihr den Rosenkranz aus der Hand.
Zum Glück betrat Frau Wieshaupt, unsere Bio-Lehrerin, das Klassenzimmer und alle verzogen sich flott auf ihre Plätze. Ich warf Adele noch einen bösen Blick zu und rutschte so weit wie möglich an den äußeren Rand unserer gemeinsamen Bank. Sie sollte ruhig spüren, dass ich für solche Scherze nichts übrighatte.
Nach Schulschluss packte ich schnell meine Sachen zusammen und marschierte zum Fahrradständer. Ich wollte nur nach Hause.
»Sollen wir zusammen die Bio-Aufgaben machen?«, fragte Adele, die plötzlich neben mir stand.
Ich sah kurz auf, antwortete aber nicht, sondern klemmte meine Tasche auf den Gepäckträger. Warum fragte sie das ausgerechnet mich? 
»Bei mir ist keiner zu Hause, da können wir die Bude auf den Kopf stellen.«
Ungerührt rollte ich mein Rad aus dem Ständer.
»Wir können Musik hören und tanzen. Ich habe die neusten Platten aus der Hitparade.«
Ich stockte. »Echt?«
»Na klar. Juliane Werding, Christian Anders, Middle of the Road, hab ich alle da.”
»Auch Sacramento?«
»Na klar.«
Sacramento! Mein absolutes Lieblingsstück. Das musste ich haben. Unbedingt! »Kannst du mir das auf Kassette aufnehmen?«
»Na klar. Aber ich hab keine Leerkassetten.«
Ich spürte mein Herz schneller schlagen. »Ich hole schnell eine von zu Hause und komme dann sofort zu dir.«
»Nee du, das finde ich blöd. Dann sitze ich da und warte.« Adele warf einen Blick hinüber zu Ute und Marita, die ein paar Meter weiter ihre Räder aufschlossen. 
»Oder du kommst mit zu mir, dann essen wir was und fahren zu dir«, schlug ich schnell vor.
Damit war Adele prompt einverstanden. Wir schwangen uns auf die Fahrräder und radelten zur Gärtnerei meiner Eltern, die sich am Rand der Kleinstadt befand.
Adele schien absolut überwältigt zu sein, als sie ihren Blick über das weitläufige Gelände mit den unüberschaubaren Baum- und Strauchreihen, den Blumenbeeten und dem riesigen Gewächshaus wandern ließ. Reglos verharrte sie auf dem Fleck und zum ersten Mal erlebte ich sie sprachlos.
Das amüsierte mich. »Hast du noch nie eine Gärtnerei gesehen?«
»Äh, ja doch, aber … gehört das alles euch?«
»Ja, bis zu den Birken dahinten.«
»Toll!«, sagte Adele hingerissen.  
»Ja, es ist toll, aber es ist auch viel Arbeit. Irgendwo ist immer was zu tun. Vor der Schule gehe ich in den Stall und sammle die warmen Eier aus den Nestern, nach der Schule füttere ich die Hühner, und abends sperre ich sie in den Stall, damit die Marder sie nicht holen.« Tatsächlich war es für mich keine Arbeit, sondern ein Vergnügen, denn ich liebte meine Hühner. Sie erinnerten mich an den Hof meiner Großeltern, auf dem wir bis vor kurzem noch gelebt hatten. Mein Vater hatte seine Arbeit verloren, woraufhin er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Er hatte die Chance ergriffen, eine Gärtnerei in dreihundert Kilometer Entfernung zu übernehmen. Meine Großeltern fehlten mir sehr, doch einen unschlagbaren Vorteil hatte unser neues Zuhause. Alle vier Kinder hatten ihr eigenes Zimmer und ich war nicht mehr den Launen meiner Schwester ausgeliefert. Wenn es nach ihr ginge, dürfte kein Mensch auf der Welt lachen, tanzen, nicht mal husten. Renate war hochgradig empfindlich.
»Komm, die Hühner warten auf mich.« Ich ging voraus zu dem kleinen, fast baufälligen Fachwerkhaus, das sich hinter einer hohen Hainbuchenhecke versteckte und in dem Saatgut, Blumentöpfe und Gartengeräte gelagert wurden. Auf der Wiese nebenan liefen meine Hühner herum und an der Rückseite des Hühnerstalls standen ein alter Kirschbaum und darunter eine Bank, mein absoluter Lieblingsplatz.
»Wie aufregend«, bemerkte Adele, als ich die knarrende Tür öffnete. Ich nahm den Futtereimer aus dem Regal und füllte ihn mit Körnern.
»Wohin geht denn die Treppe?«, fragte Adele.
»Da würde ich lieber nicht raufgehen, da wimmelt es von Spinnen. Mein Vater sagt, dies war früher mal das Wohnhaus, und da oben haben die Leute geschlafen. Das kann man sich gar nicht vorstellen, so gruselig wie es da ist. Ich bin immer froh, wenn ich hier schnell wieder raus bin.« Ich drehte mich um, doch Adele war nicht mehr zu sehen. »Adele?«
»Ich bin hier oben. Komm doch mal rauf!«
Ich stellte den Eimer hin und tappte vorsichtig die schmale Stiege hinauf.
»Ist das nicht toll hier! Ein Bretterboden wie im Theater!« Begeistert stampfte Adele mit den Füßen über den Boden. »Hier können wir tanzen, Theater spielen und die Musik laut aufdrehen. Das ist viel besser als in meinem kleinen Zimmer.«
Ich blickte mich verblüfft um und fragte mich, wie man diesem düsteren Mansardenzimmer mit dem sparsamen Fenster an der Giebelseite etwas Nettes abgewinnen konnte.
»Und der ganze Krempel, der hier rumliegt, den brauchen wir. Das sind unsere Requisiten. Sowas hat man im Theater. Die haben da hunderte von Kostümen und Krimskrams. Ich weiß das, meine Mutter arbeitet im Theater. Sie nimmt mich oft mit.«
Ein paar Kleinmöbel standen herum, ein Nachtschränkchen, ein Sekretär mit Aschenbecher und Pfeife, ein durchgesessener Ledersessel, ein Holzkreuz an der Wand, einige Bilderrahmen mit Fotografien, ein Nachttopf mit Deckel und noch andere unnütze Gegenstände.
»Ich muss jetzt die Hühner füttern.«
»Nach dem Essen machen wir hier sauber und dann tanzen wir und spielen Theater«, sagte Adele entschlossen.
Ich misstraute der Idee, obwohl ich grundsätzlich nichts dagegen hatte, irgendwo ungestört singen und tanzen zu können.
Meine Eltern, Renate und Thomas saßen bereits an dem großen Esstisch, als ich mit Adele in die Küche kam. Nur Heinz verbrachte neuerdings seine Mittagspausen in der Stadt. Er hatte eine Lehre als Bankkaufmann begonnen, was meinen Vater sehr enttäuscht hatte. Der hätte ihn lieber in seiner Gärtnerei gesehen.
»Ich habe eine Freundin mitgebracht«, sagte ich.  
Meine Mutter setzte ihren kritischen Blick auf und nahm Adele ins Visier. »Setzt euch und nehmt euch, bevor es kalt wird!«
»Das ist Adele. Wir wollen zusammen für Bio lernen.«
»Du heißt Adele? Was für ein hübscher Name«, sagte meine Mutter.
»Ja, wie die Schauspielerin Adele Sandrock. Nach ihr hat meine Mutter mich benannt. Sie vergöttert die Sandrock. Und ich werde auch mal so eine berühmte Schauspielerin.« Keck warf Adele ihren dunklen Krauskopf in den Nacken.
Renate verzog den Mund. Es passte ihr wohl nicht, dass ihr jemand die Show stahl. Das freute mich ein bisschen.
»Ist deine Mutter auch Schauspielerin?«, fragte meine Mutter Adele weiter.
»Nö, aber sie arbeitet im Theater. Sie näht Kostüme.«
»Und dein Vater?«
»Der ist abgehauen, als ich noch klein war, sagt meine Mutter.«
Ohne den geringsten Anflug des Bedauerns aß Adele munter weiter, während wir anderen wie auf Kommando das Kauen einstellten und sie mitleidig anstarrten.
Adele amüsierte sich über unsere verdutzten Blicke. »Ist aber nicht schlimm. Ich kenne ihn ja nicht mal. Und was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen, sagt meine Mutter.«
Das klang halbwegs einleuchtend, und so kehrte wieder Leben ein am Mittagstisch.

Nach dem Essen bewaffneten wir uns mit Eimer, Besen, Schrubber und Putzmitteln und marschierten hinüber zum Häuschen. Wir rissen die dunkelgrünen Vorhänge herunter, befreiten die Wände von Spinnweben, putzten das Fenster, fegten den Boden, wischten über die Möbel und sortierten die Requisiten in ein halbhohes Regal, das wir von unten aus dem Lagerraum geholt hatten.
»Es muss toll sein, Geschwister zu haben«, sagte Adele währenddessen.
»Ja, wenn wir zusammen Spiele machen, ist es immer lustig. Aber das kommt nicht mehr so oft vor, eigentlich gar nicht mehr. Die Großen haben ja nie Zeit. Und mit Thomas allein macht es keinen Spaß. Er gewinnt immer. Keine Ahnung, wie er das anstellt.«
»Ich hätte gern eine größere Schwester. Dann könnte ich ihre Kleider anziehen und mich noch schöner fühlen.« Beschwingt tanzte Adele ein paar Meter über den Bretterboden.
»Renate würde mir niemals ihre Kleider ausleihen, nicht mal die, die sie nicht mehr trägt. Die ist furchtbar pingelig! Sieh mal hier, die Bilderrahmen. Da können wir Fotos von unseren Lieblingsstars reinstecken.«
»Da kommen unsere eigenen Fotos rein. Wir sind die großen Stars«, widersprach Adele gespielt hochmütig.
Das überzeugte mich sofort. Wir sind die großen Stars. Wir kicherten und alberten noch den ganzen Nachmittag herum und die Rosenkranzgeschichte war längst vergeben und vergessen.
Gegen Abend brach Adele auf. »Morgen können wir richtig mit dem Spielen anfangen. Ich bringe ein paar Textheftchen mit.«
Zufrieden mit unserem Werk blickte ich noch mal in die Runde. »Die anderen werden staunen, wenn sie den Raum sehen.«
»Oh, nein, Lisa, das find ich blöd. Wir machen uns die ganze Arbeit und andere machen sich hier breit, weil es jetzt so schön hier ist. Es soll unsere Mansarde sein, ganz allein unsere! Keiner darf hier rein, nur wir.«
Vielleicht hatte Adele recht. Es war ohnehin nicht davon auszugehen, dass sich irgendjemand ausgerechnet für das düstere Dachzimmer interessieren würde. »Gut, die Mansarde gehört nur uns.«
»Wir schließen die Tür ab, und den Schlüssel legen wir … ähm … hierhin.« Adele schob den Schlüssel in eine Ritze unter den Fußleisten direkt vor der Tür. Dann hüpften wir munter die Stiege hinunter und freuten uns auf den nächsten Tag.  

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