Eine Handvoll Träume

Florenz sehen und … sich verlieben

Zwei Wochen Florenz – gutes Essen, edle Weine, massenhaft Kultur. Das stellt Jan sich vor, als er das Ticket in die toskanische Metropole bucht. Als ihn bei einem Bummel durch die Altstadt die quirlige Pia anspricht, gibt er sich zunächst distanziert. Auf Gesellschaft legt er keinen Wert, er will alleine sein. Pia aber verwickelt ihn in ein Gespräch und, betört von ihrem Charme, lässt er sich mehr und mehr nicht nur in ihren Bann, sondern auch in ein ungeahntes Abenteuer ziehen. 

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Leserstimmen

  • ein absoluter Pageturner
  • lebendig und temporeich
  • eine tiefgründige Geschichte, die in einer traumhaften Kulisse 
  • man hat beim Lesen wunderschöne Bilder der Toskana vor Augen

Leseprobe 

Jan hatte keine Ahnung, wie er in diesen Schlamassel geraten konnte.
Vor ihm stand ein Fiat-Ducato in Rentnerbeige mit braunen Querstreifen, Baujahr dreiundachtzig, neunzig PS, neben ihm Pia, die Frau, die er seit nicht mal vierundzwanzig Stunden kannte und mit der er dennoch die letzte Nacht verbracht hatte. Verflixt, wie konnte ihm das passieren? Und wie hatte sie es fertiggebracht, ihn zu einer Toskana-Rundreise zu bewegen? Mit diesem urzeitlichen Gefährt! Er war nach Italien gekommen, um Abstand zu gewinnen, um einen klaren Kopf zu bekommen, um allein zu sein. Und jetzt das! Zwei Wochen mit einer quasi Unbekannten auf engstem Raum.
»Du fährst!« Mit ihrem bezaubernden Lächeln hielt Pia ihm den Wagenschlüssel hin. 
Jan kapitulierte und öffnete seine Hand. Keck ließ sie den Schlüssel hineinfallen. Er hätte auf Patrick hören sollen, Patrick hatte ihn gewarnt. Jetzt war es für einen Rückzieher zu spät, jetzt würde er alle vor den Kopf stoßen. Warum hatte er sich gestern Abend nicht vom Acker gemacht, so wie er es geplant hatte? Es war doch glasklar abzusehen gewesen, worauf das Ganze hinauslaufen würde. Allerdings, so glasklar auch wieder nicht, denn nicht nur der Wein, auch die gute Stimmung am Tisch, die nette italienische Familie, die Idylle auf dem toskanischen Landgut, und vor allem Pias im wahrsten Sinn des Wortes überwältigende Art … all das hatte ihm ordentlich die Sinne vernebelt. 
Da stand er jetzt mit seinem Talent, nicht Nein sagen zu können, vor diesem Fiat Ducato in Rentnerbeige, der für die kommenden zwei Wochen sein Zuhause sein sollte. So konnte es gehen, wenn man nicht auf seinen besten Freund hörte.
Ein dumpfer Schlag traf ihn auf den Rücken.
»Na, was sagst du? Ist das ’ne flotte Kiste?«
Alessandro. Auf schnoddrige Weise liebenswürdig. Diese Beschreibung war Jan gestern Abend für ihn in den Sinn gekommen. Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, die Menschen, die ihm begegneten, in einem knappen Satz zu charakterisieren. Er wusste selbst nicht, warum er das tat. Es war ein Tick von ihm, ein Spiel, bei dem er testete, ob er mit seiner spontanen Einschätzung richtig lag. Ein Ergebnis bekam er natürlich nur bei näherem Kennenlernen. Doch auffallend oft, oder fast immer, lag er richtig. Und das war das Schöne an dem Spiel.
Bevor er antworten konnte, schaltete Pia sich ein. »Das ist ’ne super flotte Kiste!«, jauchzte sie begeistert.
Jan suchte nach einem Grund, das Angebot auszuschlagen. »Aber das kann ich doch nicht annehmen, ich meine, ihr kennt mich doch gar nicht, und außerdem …«
Alessandro ging mit dem Luftdruckmesser am linken Vorderreifen in die Knie und schraubte die Ventilkappe ab. »Pias Freunde sind auch unsere Freunde.«
Aber ich bin nicht Pias Freund, hätte Jan am liebsten gesagt. »Und du bist sicher, dass niemand den Wagen vermissen wird?«
Alessandro erhob sich und ging zum Hinterreifen. »Ach was! Mein Bruder will die Karre sowieso verkaufen, er hat nur noch keinen Dummen gefunden.«
Pia schob die Seitentür des Wagens auf und warf ihren Rucksack hinein. Bevor sie einsteigen konnte, drängelten sich Lorenzo und Giulia, Alessandros Kinder, an ihr vorbei, stürmten den Fiat Ducato und hüpften kreischend auf den Sitzbänken herum.  
»Wow! Jan, das musst du dir angucken!«, rief Pia.
Misstrauisch lugte Jan durch die Tür und stieg dann hinauf. Wie zu erwarten war, entsprach die Einrichtung dem rustikalen äußeren Design des Wagens. Immerhin gab es eine separate Dusche, einen gut ausgestatteten Kochbereich, sogar einen Fernseher und nach Alessandros Aussage unglaubliche fünf Schlafplätze, wo immer sich die versteckten.
Pia durchstöberte nacheinander die Einbaufächer und begutachtete zusammen mit den Kindern die Utensilien, die sie darin entdeckten: Geschirr und Besteck, Pfanne, Tischdecken, Servietten, Federballschläger, Spielkarten, Sonnenhüte, einfach alles, was man für eine Tour durch die wundervolle Toskana benötigte. 
»Ist das der Hammer?«, rief sie zum dritten Mal. »Alessandro, warum habt ihr den Wagen so lange vor mir versteckt?«
Trotz des leicht muffigen Geruchs war Jan doch angenehm überrascht von dem Innenleben des Wagens. Er setzte sich ans Steuer, kurbelte die Scheibe runter, stellte Sitz und Rückspiegel ein und probierte die knarzenden Gänge durch. Und dann spielte sich eine Szene in seinem Kopf ab: Er auf einer staubigen Piste am Steuer dieses Schätzchens, mit Hut und Sonnenbrille und Dreitagebart, auf dem Beifahrersitz die aufgeschlagene Straßenkarte von der Sierra Nevada, in der Ferne eine Bergkette … und plötzlich betrachtete er das Gefährt von einer anderen Seite. So ein eigenes Wohnmobil und alles, was man zum Leben brauchte, immer dabei zu haben, das war ein reizvoller Gedanke. 
Lorenzo quetschte sich auf seinen Schoß und übernahm das Ruder. Mit brummenden Geräuschen ahmte er einen Motor nach und drückte wiederholt die Hupe.
»Der Luftdruck ist in Ordnung!«, rief Alessandro von draußen.
Jan setzte Lorenzo ab, stieg aus und ging um den Wagen herum zu Alessandro. 
»Wasser hab ich aufgefüllt, aber tanken müsst ihr noch. Ist nicht mehr viel drin. In Fiesole gibt es eine Tankstelle.«
»Ja, okay, kein Problem«, sagte Jan. »Sag mal, du meinst, dein Bruder will den Wagen loswerden?«
»Willst du ihn kaufen?«
»Käme auf den Preis an.«
»Mach das am besten mit Dario klar, wenn ihr zurückkommt. Ich denke, da werdet ihr euch einigen.«
Jan war angetan von der Idee. Jetzt hatte er sogar noch zwei Wochen lang Zeit, den Wagen auf seine Fahrtauglichkeit zu testen, bevor er sich endgültig entschied. Doch im Grunde hatte er sich schon entschieden. Er musste ein bisschen was investieren, in optischer und technischer Hinsicht, aber es wäre ein interessantes Projekt. 
Mit einem Stapel Wäsche in der einen, und einem Korb in der anderen Hand kam Greta auf sie zu und übergab Pia die Sachen. »Hier! Was zu essen, ein paar Handtücher und Bettwäsche.«
Greta. Fürsorglich, lebensfroh, durchsetzungsstark. Das waren die Attribute, die Jan Pias Cousine zuschrieb. Sie und Alessandro hatten ihr Landgut vor einigen Jahren zu einem Agriturismo, der italienischen Variante von Ferien auf dem Bauernhof, umfunktioniert, und vermieteten nun Apartments an Touristen, die sie mit selbst hergestellten Produkten wie Käse, Wein, Olivenöl und ihrem Gemüse vom Feld bewirteten.
 »Greta, du bist ein Schatz!« Pia nahm die Sachen entgegen und begann sofort, mit Giulias Hilfe die Lebensmittel in die Schränke zu räumen. Jan beobachtete sie durch die Seitentür und musste lächeln. Sie hatte einen guten Draht zu den Kindern, das hatte er gestern schon bemerkt. Giulia und Lorenzo waren ganz vernarrt in ihre Tante. 
Pia. Frech, überdreht, betörend. Das war Jans Eindruck von der Frau gewesen, die ihn nur einen Tag zuvor auf der Piazza della Signoria angesprochen hatte.

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