Urlaub für Anfänger

Heiteres Versteckspiel unter Nachbarn

Die neuen Nachbarn machen Katrin deutlich, welch armseliges Dasein sie an Pauls Seite fristet. Tag für Tag hat sie nun vor Augen, wie die Hollmanns herumprotzen. Während die Männer schnell dicke Freunde werden, entwickelt sich zwischen den Frauen ein Konkurrenzkampf, der für so manche Turbulenzen sorgt.

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Leserstimmen

  • tolle und authentisch herausgearbeitete Charaktere, jede Menge Trubel und richtig viel Handlung mit Turbulenzen sorgen für genau die richtige Dosis Unterhaltungsfaktor
  • filmreif – einfallsreiche Gags, überraschenden Wendungen, freche Dialoge, liebenswerte Figuren
  • humorvoller kurzweiliger Urlaubsschmöker
  • lustiges Buch, wie aus dem Leben gegriffen, leicht zu lesen und voller Situationskomik. 

Leseprobe

»Was guckst du denn da am helllichten Tag?« Paul wunderte sich, als er vom Garten ins Wohnzimmer spazierte.
»Äh, nix … wieso?«, stotterte Katrin. Warum fühlte sie sich jetzt ertappt? Sie hatte doch nur den Fernseher eingeschaltet, und zwar gerade eben erst. Gleich würde er sie wieder an ihre Vorbildfunktion als Mutter erinnern, weil sie ausnahmsweise mal am Nachmittag vor dem Fernseher saß, wo doch draußen die Sonne schien und im Garten die herrliche Natur wartete – und jede Menge Arbeit.
Aber nichts dergleichen entwich ihm. Aus unerfindlichem Grund hatte er heute gute Laune.
»ShoppingQueen?«, lachte er und starrte belustigt auf den Bildschirm. Ja, sie guckte ShoppingQueen! Na und? Sie fand es interessant. Schon die Idee! Vielleicht sollte sie sich auch mal bewerben. Fünf Hunderter, vier Stunden, ein Motto. Das würde sie hinkriegen. Sie wusste durchaus, was ihr stand. Und das konnte man längst nicht von jeder Kandidatin behaupten. Gespannt haftete Katrins Blick auf dem Bildschirm. Die kauft doch jetzt nicht allen Ernstes dieses viel zu enge Top! Da quillt doch oben alles raus! Das grüne wäre perfekt gewesen. Also wirklich!
»Hey, Mom. Du guckst ShoppingQueen? Willst dich wohl bewerben.« Amüsiert stürmte Lena zusammen mit Pia ins Wohnzimmer.
»Quatsch! Ich habe nur mal …«
»Hey, das wär doch voll lustig. Mom im Fernsehen!«
Verärgert schaltete Katrin den Fernseher aus. War es denn in diesem Haus unmöglich, irgendetwas zu tun, ohne gleich durchschaut zu werden?
»Papa hat gesagt, wir dürfen heute Abend Pizza essen und einen Film dabei gucken«, verkündete Pia aufgeregt und kniete sich vor das Regal mit den DVDs.
Mit großen Augen sah Katrin ihren Gatten an. Essen vor dem Fernseher? Das gab es nur bei der Fußball-WM.
»Ja, das habe ich gesagt«, strahlte Paul gönnerhaft. »Und wir beide, Mausi, gehen heute Abend aus. Zieh dir also was Nettes an!«
»Wir gehen aus? Wohin denn?« Katrin blickte ihn argwöhnisch an.
»Lass dir ordentlich Platz im Magen. Mehr wird nicht verraten.«
»Und die Kinder?«        
»Alles geregelt.« Ein siegesgewisses Grinsen war auf Pauls Gesicht getreten. »Um acht!«, sagte er, griff sich einen Apfel aus der Obstschale und entschwand wieder in den Garten.
Sprachlos blickte ihm Katrin hinterher. Was war denn nun los? Hatte sie irgendetwas verpasst? Wenn Paul, der Geizhals, sich darüber freute, auswärts essen zu gehen, dann war etwas faul, oberfaul. Mit anderen Worten: Es war äußerste Skepsis angebracht.
»Sag mal, Lena, hat Papa dir gesagt, wohin er mit mir gehen will?«
»Sorry, Mom, wir dürfen nichts verraten. Wir haben es versprochen.«
»Ist eine Überraschung«, erklärte Pia.
»Genau, Mom, jetzt freu dich doch einfach mal!« ergänzte Lena.
Die Mädchen hatten recht. Immer dieses Misstrauen. Katrin warf ihre Vorbehalte über Bord. Sie ging in die Küche, räumte beschwingt die Spülmaschine aus und verdrängte all die guten Gründe, die ihren Zweifeln Berechtigung hätten verleihen können. Stattdessen sann sie nach, wohin Paul sie wohl ausführen würde. Sicher zu dem neuen Italiener in der Altstadt, dem Casa Nuova. Er wusste, dass sie die italienische Küche liebte. Vor allem aber liebte er die italienische Küche, und so ganz selbstlos war er eigentlich nie.
Die Einladung war ein Geschenk des Himmels. Seit Tagen, eigentlich Wochen schon, hatte sie sich den Kopf zermartert, wie sie es ihm beibringen sollte. Eine italienische Trattoria bot genau das richtige Ambiente für ihr Anliegen, die romantische Atmosphäre würde das Entsetzen, das ihn ereilen würde, etwas beschwichtigen – hoffte sie.
Sie stellte sich vor, wie sie beim Candlelight-Dinner einander gegenübersäßen, betört vom Duft der hausgemachten Gnocchi, und sah Pauls selbstzufriedenes Grinsen vor sich, das er immer aufsetzte, wenn er vor einem gut gehäuften Teller saß. Das wäre genau der falsche Zeitpunkt, es zur Sprache zu bringen. Auf keinen Fall durfte sie ihm den Appetit verderben. Nahrungszufuhr war ihm heilig.
Diplomatie war geboten. Es kam auf exaktes Timing an. Also frühestens nach dem Essen – wenn der Magen angenehm gefüllt war, eventuell zwischen Hauptgang und Dessert, denn auf das Dessert legte er keinen gesteigerten Wert. Keinesfalls indes vor dem dritten Glas Wein, damit sein Geist jene Leichtigkeit erreicht haben würde, bei dem erotische Signale mehr zählten als nüchterne Fakten. Aber unbedingt, bevor die Rechnung kommen und ihm die Laune wieder vermiesen würde. Apropos erotische Signale: Was um alles in der Welt sollte sie anziehen? Sie ließ das Geschirrtuch fallen und flitzte nach oben ins Schlafzimmer.

Der Blick in den Kleiderschrank löste pure Ernüchterung aus. Statt Erotik nur Tugendhaftigkeit. Ein Textilmuseum der Achtzigerjahre entfaltete sich auf ihren Kleiderbügeln: Steife Rüschenblusen mit Schulterpolstern, Bundfalten- und Steghosen in Teeniegröße, knielange karierte Faltenröcke, kitschig-bunte Leggins und sackähnliche Pullover mit wulstigen Kragen. Ihr war, als hätte sie diese Seite des Schrankes seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet. Außer ein paar Jeans und T-Shirts in schlichten Dessins, die sie in stetem Wechsel trug, war hier nichts Tragbares zu entdecken. Und schon gar nichts, das sich für einen romantischen Abend mit eindeutigen Absichten eignete. Nicht einmal die Unterwäsche machte etwas her. Die am allerwenigsten. Es wurde wirklich Zeit, dass sich etwas Grundsätzliches änderte!
Frustriert kam Katrin die neue Nachbarin, diese Hollmann, in den Sinn. Was für extravagante Klamotten die trug! Absolut zum neidisch werden. Katrin hatte schon oft beobachtet, wie sie mit ihrem Cabrio mit Sonnenbrille auf der Nase und Seidentuch um den Kopf die Einfahrt hinaufschoss und anschließend erhobenen Hauptes aus ihrem Wagen stieg. Das schnuckelige Nachbarhaus hatten sie günstig ersteigert, die Snobs, und in einen puristischen Kasten aus Glas und Beton verwandelt, der in der Siedlung wie ein Fremdkörper wirkte. Der Garten war genauso einfältig: Rasen, Buchsbäume, Koniferen, weiter nichts als langweiliges, gestutztes Grün. Er war Immobilienmakler und sie nannte sich Künstlerin. Diese Kunst würde Katrin allzu gern sehen!
Was nun? Hilfesuchend wanderte ihr Blick durch den Raum und blieb am Sparschwein hängen, das Paul seit Jahren für ihre Silberhochzeit fütterte und dessen Schlüssel sich stets in seiner fürsorglichen Obhut befand. Frech grinste es ihr entgegen, als wollte es sagen: Gönn dir doch mal was! Kannst mich ruhig knacken. Weißt doch, wie es geht. Katrin schielte zu der Schatulle mit den Haarnadeln. Schlag’s dir aus dem Kopf, mahnte eine Stimme in ihr. Das Silberhochzeitsschwein war für Paul, was das Glaubensbekenntnis für Katholiken war. Wie viel da wohl schon zusammengekommen war? Ob er das wusste? Oder gelegentlich nachzählte? Katrin dachte an ShoppingQueen. Nein und nochmals nein! Nicht das Schwein. Sie könnte niemals wieder in den Spiegel schauen.

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